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Pressemitteilung

Sorge um niedrige Wasserstände im Saarland

ÖDP fordert Niedrigwasser-Aktionsplan

(Saarbrücken 16.08.2022) In dieser Woche und v.a. in den kommenden Wochen werden an einzelnen saarländischen Gewässern besorgniserregende Niedrigwasserstände erreicht. Während der ehemalige Umweltminister Reinhold Jost im Sommer 2020 angesichts der Niedrigwasserphase noch darauf hinwies, dass die Entnahme von Wasser aus Bächen und Flüssen für die private Bewässerung eingeschränkt werden soll, begnügt sich das Umweltministerium unter der neuen Umweltministerin damit, die aktuell prekäre Situation auf die Grundwassersituation und damit die Trinkwasserversorgung zu reduzieren. „Sicherlich unterliegt die Trinkwassersituation einer bedeutenden Vorsorge, aber der Wasserhaushalt gerät nach den trockenen Jahren der jüngsten Vergangenheit nun auch 2022 aus den Fugen“, kommentiert der stellvertretende Landesvorsitzende Ulrich Honecker die Situation. Die geringe Wasserversorgung ist auch und vor allem erkennbar an Bäumen, die vorzeitig ihr Laub vertrocknet abwerfen. Bachläufe sind vollständig trocken, einige Bäche verlagern dieser Tage ihre Quelle an die Kläranlage. Auch die Bäche und Flüsse, die noch Wasser führen steuern in den nächsten Wochen auf neue Niedrigwasserstände zu.

Ulrich Honecker plädiert für eine langfristige Strategie: „Ökologisch ist das Thema Niedrigwasser von herausragender Bedeutung. So hängt die Lebensgrundlage der Fische, Krebse und Kleinstlebewesen in unseren Gewässern in extremer Weise vom Sauerstoffgehalt, dieser von der Temperatur und den Nährstoffverhältnissen und diese letztlich auch von der zur Verfügung stehenden Abflussmenge ab. Angesichts der Klimaprognosen für das Saarland ist für die Zukunft verstärkt mit sommerlicher Trockenheit zu rechnen. Daher ist das Thema Niedrigwasser keine Saisonaufgabe sondern gehört als Daueraufgabe auf die Tagesordnung. Erforderlich sind viel weitgehendere Maßnahmen zur Klimaanpassung als das Verbot des Wasserschöpfens.“

  • Die ÖDP fordert daher dringend einen Niedrigwasseraktionsplan für das Saarland. Ein solcher landesweiter Niedrigwasseraktionsplan soll dazu beitragen, extreme Niedrigwasserphasen und die damit zusammenhängenden negativen Auswirkungen auf die aquatischen Lebensgemeinschaften zu verringern. Ein Niedrigwasseraktionsplan sollte neben einer unbedingt erforderlichen Sensibilisierung der Öffentlichkeit unter anderem folgende Elemente beinhalten:
  • Weitergehende Förderung der Regenwasserentflechtung der Abwassersysteme, sowohl der Siedlungen als auch in der freien Landschaft. Regenwasser gehört in der Fläche versickert und nicht in die Kanalisation entsorgt.
  • Entwicklung einer langfristigen Strategie, um von der weit verbreiteten Mischwasserkanalisation zur Trennkanalisation zu gelangen.
  • Förderung der Entwicklung von kommunalen Regenwassernutzungskonzepten (Bewässerung, Löschwasser, etc.).
  • Schaffung von Löschteichen in Waldgebieten.
  • Schaffung von Versickerungsmöglichkeiten in Siedlungsräumen.
  • Minimierung der Bodenerosion auf Ackerflächen auf das Niveau der Bodenbildungsrate. Mit Vermeidung der Bodenerosion geht nicht nur weniger wertvolles Bodensubstrat zur Lebensmittelherstellung verloren, sondern auch die Versickerungsmöglichkeiten des Niederschlagswasser werden gefördert.
  • Verringerung des Fremdwasseranteils in den Kläranlagen auch unter Einbeziehung der Verringerung der „Hausdrainagen“. Hausdrainagen entwässern wertvolles oberflächennahes Grundwasser in den Siedlungsbereichen in die Kanalisation. Dies gilt es nachhaltig bei Neubauten zu unterbinden und im Altbestand durch Fördermaßnahmen gegenzusteuern.
  • Schaffung von Kleinstrückhalten in der freien Landschaft und den Siedlungsräumen mit Versickerung.
  • Rückbau von versiegelten Flächen.
  • Verstärkte unabhängige Kontrolle der Abwassereinleitungen aus Kläranlagen während Niedrigwasserphasen. Gerade in Niedrigwasserphasen stellen Nährstoffeinträge in die Gewässer eine erhöhte Gefahr dar, die zu Sauerstoffmangelsituationen führen kann und damit die aquatische Lebenswelt bedroht. Daher auch:
  • Reduktion der Ablaufgrenzwerte, insbesondere für Phosphor (z.B. Orientierung an den in Hessen verordneten Ablaufgrenzwerten) und
  • Verordnung von geeigneten Grenzwerten zur Einhaltung der WRRL-Richtwerte, auch bei ausgeprägten Niedrigwasserphasen im Jahresverlauf, für Kläranlagen aller Größenklassen und nicht nur für die Größenklasse 4 und 5.
  • Vermeidung von unerlaubten Wasserentnahmen aus den Gewässern (z.B. durch Gewässerschauen in Niedrigwasserphasen).
  • Schaffung geeigneter Vorwarn- und Informationssysteme für Verwaltung und Gesellschaft. Dies impliziert ein
  • an die Niedrigwassererfassung angepasstes Management der Abflussmessstationen.
  • Förderung des Erfahrungs- und Informationsaustauschs auf Landes-, Bundes- und grenzüberschreitend-internationaler Ebene der Landes- und Kommunalverwaltung.
  • Zur besseren und vollumfänglichen Information der Bevölkerung über den ökologischen und chemischen Zustand der Gewässer sind alle Analyseergebnisse inkl. der Eigenüberwachung der Kläranlagen im Internet zur Verfügung zu stellen.

Das Thema Niedrigwasser ist nur ein Beispiel für viele Probleme, die uns durch den Klimawandel erwarten. Die ÖDP wird nicht müde, auf eine Verlangsamung der Klimaeinwirkung hinzuweisen. Gleichzeitig wollen die Öko-Demokraten konkrete Maßnahmen erarbeiten, die uns auf die bereits absehbaren Folgen des Klimawandels vorbereiten.

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